Wegwarte

Die Gemeine Wegwarte oder Gewöhnliche Wegwarte (Cichorium intybus), auch Zichorie (von lateinisch cichorea), kurz auch Wegwarte (seltener Wegwart) genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Sie wächst in Mitteleuropa häufig an Wegrändern. Kulturformen sind ChicoréeZuckerhut (Fleischkraut), RadicchioSchnittzichorie und die Wurzelzichorie. Im Jahr 2020 war die Gemeine Wegwarte „Heilpflanze des Jahres“. Sie war zudem bereits 2005 „Gemüse des Jahres“ und 2009 „Blume des Jahres“ in Deutschland.

Wegewarte

Es steht eine Blume,
Wo der Wind weht den Staub,
Blau ist ihre Blüte,
Aber grau ist ihr Laub.

Ich stand an dem Wege,
Hielt auf meine Hand,
Du hast deine Augen
Von mir abgewandt.

Jetzt stehst du am Wege,
Da wehet der Wind,
Deine Augen, die blauen,
Vom Staub sind sie blind.

Da stehst du und wartest,
Daß ich komme daher,
Wegewarte, Wegewarte,
Du blühst ja nicht mehr.

Hermann Löns

Die Wurzel der Wegwarte enthält zahlreiche Bitterstoffe. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde entdeckt, dass man die geröstete Wurzel verwenden kann, um dem damals sehr kostspieligen und damit oft nur dünn zubereiteten Bohnenkaffee dunkler erscheinen zu lassen und mehr Bitterkeit zu verleihen. Der Landkaffee, verächtlich auch Muckefuck genannt, verwendet die Wurzel der Wegwarte ausschließlich. Zichorie ist auch nach wie vor ein Inhaltsstoff von Caro-Kaffee.

Bedeutung als Heilpflanze und als Nahrungsmittel

Sowohl die Blätter als auch die Wurzel der Wegwarte werden getrocknet und zur Teezubereitung genutzt. Der Tee soll innere Organe wie Magen, Leber, Galle oder Darm anregen und kräftigen und insbesondere gegen Appetitlosigkeit und Völlegefühl helfen.

Das Inulin, ein weiterer Inhaltsstoff der Wurzel der Wegwarte, erlangt derzeit zunehmende wirtschaftliche Bedeutung als Fettersatz in Lebensmitteln wie beispielsweise Joghurt. Das zu den Kohlehydraten zählende Inulin wird vom menschlichen Organismus nicht aufgenommen, stellt also einen Ballaststoff dar.

Auch Chicorée ist Wegwarte

Chicorée ist eine Zuchtform der Wegwarte. Erst im 19. Jahrhundert stieß man darauf, dass aus eingelagerten Wurzeln, die man zur Überwinterung mit Erde abgedeckt hatte, 15 bis 20 Zentimeter lange und bis zu fünf Zentimeter dicke Knospen sprießten, die sich als essbar erwiesen. Im modernen Chicoréeanbau werden die Wurzeln nach dem Ernten in Kühlräumen eingelagert und in Kunststoffkisten bei völliger Dunkelheit und Zufuhr von Wasser mit Nährmineralien zum Keimen gebracht.

Zauberpflanze alter Mythen

Im Mittelalter wurden der Wegwarte allerlei Zauberkräfte nachgesagt, die fast alle im Zusammenhang mit Liebeszauber stehen. Unter dem Kopfkissen sollte sie der Jungfrau im Traum den zukünftigen Ehemann erscheinen lassen. Mit einem Hirschgeweih ausgegraben sollte sie jeden betören, der mit der Pflanze berührt würde. Nach einer alten Sage sind die blauen Blüten der Wegwarte die blauen Augen eines Burgfräuleins, das am Weg stehend vergeblich Ausschau hält nach ihrem Geliebten, der sich auf dem Kreuzzug im Heiligen Land befindet.